Interview

Interview mit alchknd: Eine Reise in die düstere Welt der Musik



Lukas, Musikzeitschrift Soundscape: alchknd, danke, dass du dich heute mit uns unterhältst. Deine Musik hat viele Menschen berührt und gleichzeitig polarisiert. Sie ist einzigartig, düster und brutal ehrlich. Erzähl uns ein bisschen mehr über dich, wer bist du und wie würdest du deine Musik beschreiben?


alchknd: Wer bin ich? Gute Frage. Ich bin alchknd, 35 Jahre alt, Transfrau und Musikerin. Aber was heißt das schon? Wer will schon wirklich wissen, was dahinter steckt? Ich komm aus der Scheiße, aus der Dunkelheit. Meine Musik ist nicht „schön“, sie ist das, was übrig bleibt, wenn man alles wegfickt und nur noch der rohe Überlebensinstinkt übrig ist. Das ist mein Sound: voller Wut, voller Resignation, voll von all dem, was andere nicht hören wollen. Musikalisch? Was für ein Witz. Meine Musik ist der Schrei meiner Seele, der durch die Lautsprecher bricht, auch wenn niemand ihn hören will. Aber das ist mir scheißegal. Vielleicht rettet sie mich, oder sie zieht mich noch weiter runter. Aber das ist genau der Punkt: Die Welt hat mich nie wirklich gerettet, also schrei ich es einfach raus.


Lukas: Deine Musik hat diesen unverwechselbaren Stil, der oft als düster und verstörend beschrieben wird. Welche Erfahrungen und Einflüsse haben dich dazu gebracht, diesen extremen Klang zu entwickeln?


alchknd: Man muss die Hölle durchlaufen, um diese Musik zu verstehen. Ich hab in Heimen gelebt, wurde missbraucht, und niemand hat mir je gezeigt, was Liebe oder Familie bedeutet. Ich hab immer nur das Böse gesehen. Verlassen, abgelehnt, und dann noch mal von der Gesellschaft selbst in den Dreck getreten. Das steckt in meiner Musik. Es sind keine schönen Bilder, die da kommen, es ist das Blut, das aus den Narben meiner Seele sickert. Der ganze Müll, den mir das Leben serviert hat, spiegelt sich in jeder Note, in jedem verdammten Text. Das sind nicht die weichgespülten Lieder, die jeder hören will. Das sind die Schreie, die keiner hören darf. Und wenn dich das verstört, dann hast du wenigstens verstanden, was ich meine.


Lukas: Du sprichst in deinen Texten viel über Widerstand. Über die Gesellschaft, über das System, das dich verstoßen hat. Wie fühlst du dich als Künstlerin in einer Welt, die ständig gegen dich arbeitet?


alchknd: Als Kind war ich immer das schwarze Schaf. Anders, fehl am Platz, verdammt noch mal nicht normal. Die Gesellschaft hat mich nie wirklich akzeptiert. Sie wollten mich in eine Schublade stecken, mich brechen, mich klein machen. Aber das habe ich nie zugelassen. Als Transfrau war das noch schlimmer. Niemand wollte mich wirklich verstehen, und das hat mich nie interessiert. Ich bin eine Fremde in dieser Welt. Und das ist genau der Punkt, ich bin nicht hier, um zu gefallen. Meine Musik ist ein „Fick dich“ an alles, was mir nie geholfen hat. Sie ist die Antwort auf die, die uns sagen wollen, wie wir zu leben haben. Ich bin nicht hier, um Anerkennung zu bekommen. Ich bin hier, um der verdammten Wahrheit ins Gesicht zu sehen, egal wie sehr sie schmerzt.


Lukas: Deine Texte sind brutal ehrlich, oft voller Wut und Frustration. In deinem Song „Dieses Scheiß Leben“ spürt man eine tiefe Verzweiflung. Wie gehst du mit diesen intensiven Gefühlen um, wenn du sie in Musik verwandelst?


alchknd: Das kam aus einem Moment, in dem ich das Gefühl hatte, dass alles einfach nur noch zum kacken ist. Alles. Die Welt, die Menschen, ich selbst. Ich hab keine Ahnung mehr gehabt, warum ich mich überhaupt noch aufraffe. Und dann, wenn alles zu viel wird, pack ich die Gitarre und schreie es raus. Das ist kein sauberer, hübscher Song, das ist ein Schrei, der aus den Eingeweiden kommt. Ich hab mich nie darum geschert, ob es jemandem gefällt. Es geht nur darum, es rauszulassen, bevor ich daran ersticke. Wenn’s brutal ist, wenn’s zerreißt, dann ist es echt. Ich geh durch die Hölle, und die Musik ist der einzige Weg, wie ich noch atmen kann.


Lukas: Du hast also eine Art Katharsis durch die Musik gefunden?


alchknd: Katharsis? Vielleicht. Aber weißt du, was das Problem ist? Die Musik hilft mir, aber sie heilt nichts. Sie verwandelt den Schmerz nur in etwas, das man irgendwie ertragen kann. Wenn ich diese Lieder nicht hätte, würde ich wahrscheinlich nicht mehr hier sein. Sie lässt mich überleben, aber sie gibt mir nicht die Antworten, nach denen ich immer gesucht habe. Und vielleicht ist das auch das, was meine Musik ausmacht: Sie ist ein Überlebensmechanismus, ein verdammter Schrei gegen das Leben selbst. Und ich hoffe, dass andere sich darin erkennen. Es ist meine Art zu sagen: „Du bist nicht allein, auch wenn du dich so fühlst.“ Das Leben ist scheiße, aber du kannst trotzdem weitermachen, wenn du es irgendwie schaffst.


Lukas: Es gibt viele, die in deiner Musik Trost finden, weil sie sich verstanden fühlen. Was sind deine größten Hoffnungen für deine Musik?


alchknd: Meine größte Hoffnung? Dass jemand durch meine Musik den Mut findet, seine eigenen Dämonen zu sehen und nicht vor ihnen wegzulaufen. Ich will nicht, dass die Leute sich verstecken und so tun, als ob alles in Ordnung wäre, wenn es das nicht ist. Wenn jemand in meiner Musik etwas findet, das ihn ermutigt, weiterzukämpfen, dann habe ich mein Ziel erreicht. Berühmt werden? Fuck that. Ich will nicht in den Mainstream scheißen. Ich will, dass die Leute verstehen, dass die Welt verdammt nochmal keinen Spaß macht, aber trotzdem weitergeht. Auch wenn du die ganze Zeit nur gegen den Strom schwimmst.


Lukas: Es klingt, als ob deine Kunst wirklich ein Akt des Widerstandes gegen das Leben selbst ist.


alchknd: Genau so ist es. Ich werde nie der „normalen“ Musikwelt entsprechen, und das ist mir scheißegal. Das Leben hat mir nie einen leichten Weg gezeigt, also gehe ich den, der mir wahr erscheint. Und das mache ich mit der Musik. Ich werde nicht den verdammten Regeln der Gesellschaft folgen. Diese Welt hat mich auf die Straße geschmissen, hat mich in den Dreck getreten und jetzt wird sie sehen, dass ich nicht einfach verschwinde. Sie kann mich am Arsch lecken. Musik ist mein Überlebenswerkzeug. Es ist der einzige Weg, wie ich die Scheiße verarbeite, die mir immer wieder um die Ohren fliegt. Und wenn ich damit nie in diese „gute“ Musikwelt passe, fucking good. Denn diese Welt hat mir nie etwas gegeben, was es wert gewesen wäre da rein zu passen.


Lukas: Ein sehr kraftvolles Statement. alchknd, es war ein unglaubliches Gespräch. Vielen Dank, dass du so offen warst.


alchknd: Danke dir. Es war mir wichtig, die Wahrheit zu sagen. Ich hoffe, sie erreicht die, die sie wirklich brauchen.

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